Es freut mich, dass ihr den Weg zu meinem allerersten Blogartikel gefunden habt! Heute will ich euch über mal über ein, sagen wir, „besonderes“ Erlebnis im Zusammenhang mit meiner Hemiparese erzählen.
Was ist eine Hemiparese?
Nun, zum Start noch einmal: Was genau ist eine „Hemiparese“? Die wörtliche Übersetzung ist wohl „Halbseitenlähmung“, wobei diese Lähmung natürlich nicht bei jedem gleich schwer wiegt. Ich kann von Glück sagen, dass ich eine leichte Form dieser Behinderung habe, leicht hierbei relativ zu anderen.
Lähmung der rechten Seite
Meine größte Einschränkung betrifft meinen rechten Arm, den ich zwar benutzen kann, allerdings fast nur zum Halten oder Transportieren von Objekten, nicht zum Schreiben oder ähnlichem. Zudem habe ich ein etwas ungleiches Gehmuster, kann nicht so gut mein Gleichgewicht halten und das rechte Auge nicht schließen, ohne das linke auch zu schließen.
Das mag sich vielleicht nicht nach allzu viel anhören, aber: Zum einen verbessert sich meine Situation stetig, will heißen, ich kann heute um einiges mehr mit meiner rechten Körperhälfte verrichten als sagen wir vor sechs Jahren. Zum anderen gibt es durchaus einige Einschränkungen und das ganze führt zu einer Situation, die manchmal vielleicht gut ist, umso öfter aber schlecht: Andere Menschen vergessen, dass ich eine Behinderung habe.
Behindert ist kein Schimpfwort!
Nur kurz am Rande: Ich benutze das Wort „behindert“ absichtlich. Ich möchte es nicht akzeptieren, dass dies eine Beleidigung sein soll und finde es traurig, wenn andere es als eine verwenden. Ähnlich wie auch das Wort „schwul“ keine Beleidigung sein sollte, leider jedoch allzu oft als eine missbraucht wird.
10 Jahre zurück
Diese angesprochene Situation hat – zumindest mutmaßlich – mit der Geschichte zu tun, die ich heute erzählen möchte:
Reisen wir dafür wohl zehn Jahre zurück. Ich bin Schüler einer JüL – Klasse an meiner Grundschule, JüL steht für „jahrgangsübergreifendes Lernen“, heißt alle ersten vier Klassenstufen zusammen in einer Klasse, und wir machen gerade einen Ausflug. Ich habe eine Schulbegleitung, die mich noch bis zur Siebten begleiten wird, unsere Lehrerin geht voraus.
Klassenausflug im Marschtempo
Wir haben gerade ein Theaterstück in einer naheliegenden Stadt besucht, ich komme aus einer sogenannten „Kleinstadt“ und wir sind auf dem Weg zurück zum Bahnhof. Das Tempo wird immer schneller. Später sagte man mir, die Lehrerin wolle wohl verhindern, dass die Schüler Faxen machen würden. Daher mussten wir also im angezogenen Marschtempo laufen. Für mich fühlte es sich wie rennen an.
Die Stadt, in der wir unterwegs waren, kannte ich damals noch nicht. Sie war zwar die nächste zu meinem Wohnort, aber bisher eher uninteressant gewesen. So war mir auch der Weg unbekannt.
Was ich noch weiß, ist dass es durch einen kleinen Stadtpark in die „Altstadt“ ging, an die auch der Bahnhof grenzte. Ich war erschöpft, schon auf dem Hinweg war ich einmal trotz meiner Begleitung hingefallen und das Theaterstück war zumindest für den nicht mal zehnjährigen ich – gelinde gesagt – langweilig. Es war kein schönes Erlebnis.
Die Treppe
Schließlich kam jedoch das Ereignis, dass diese Geschichte wohl „erzählenswert“ macht: Wir hetzten eine Treppe herunter, anders lässt es sich nicht sagen, und ich fiel und stieß mir den Kopf auf. Mit blutverschmiertem Kopf holte mich mein Vater aus einer nahen Postfiliale ab und immerhin war es medizinisch gesehen nicht gefährlich, ich trug keine bleibenden Schäden davon.
Mangelnde Kompetenz an Schulen
Dennoch ist es traurig, dass es überhaupt dazu kam. Es mag natürlich so sein, dass es lediglich ein dummes Hinfallen war, ein blöder Zufall. Doch ich hatte eine Schulbegleitung und die Lehrerin war auch anwesend und über meine Behinderung informiert.
Ich denke nicht, dass ein so schnelles Tempo wirklich nötig war, wenn dadurch die Gesundheit eines Schülers gefährdet wurde. Natürlich bin ich nicht objektiv – ich bin, oder war, betroffen, doch hierbei bin ich sicher: Dies war eine vermeidbare Situation, die so entweder durch Verantwortungslosigkeit oder schlicht durch fehlende Bildung und Maßnahmen zu dem Thema auftrat.
Zum Glück ist mir so etwas in dieser Form nur einmal passiert, doch denke ich, dass es anderen ähnlich ergehen wird und dies einfach zeigt, zu welchem Maße Inklusion an Schulen noch immer misslingt.
An dieser Stelle möchte ich abschließend sagen, dass ich nicht glaube, dass dies die alleinige Schuld meiner Schulbegleitung und Lehrerin war. Es verdeutlicht allerdings, welche Folgen fehlende oder zumindest mangelnde Inklusion haben kann.
Ich hoffe, ihr musstet so etwas nie erleben. Danke dafür, dass ihr bis zum Ende gelesen habt! Ich wünsche euch noch einen schönen Tag!